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Die verschwundenen Häuser von Sorge-Settendorf und seine (ehemaligen) Bewohner.
Am östlichen Rand von Thüringen, kurz vor der sächsischen Grenze,
ca. 11 km nordöstlich von Greiz liegt der Ort Sorge-Settendorf.
Seit 2012 zur Gemeinde Mohlsdorf- Teichwolframsdorf gehörig und kaum bekannt,
war Sorge-Settendorf noch in den 30-er Jahren ein Ausflugsort
mit knapp 300 Einwohnern.
Das auffallendste Bauwerk ist hier, weil etwas einsam und verlassen stehend,
die Kirche von Sorge.
Diese steht auf einem Hügel, dort wo die ehemaligen Grenzen vom Fürstentum Reuß Ä. L.,
dem Königreich Sachsen und vom Großherzogtum Sachsen- Weimar aufeinander treffen.
Erbaut wurde sie 1739 und eingeweiht 1740.
Dieser Neubau der Kirche wurde notwendig, da die alte Kirche,
welche ursprünglich in Settendorf kurz nach dem Ortseingang,
auf dem Hang rechts der Straße stand (zwischen Hausnummer 1 und 2),
wegen Geldmangel immer mehr verfiel.
Die "neue" Kirche von Sorge-Settendorf hat ihre heutige Existenz eigentlich nur dem Mitleid eines
sowjetischen Offiziers zu verdanken.
Dieser traf beim abstecken des Tagebaugeländes 1950 auf dem Friedhof eine Mutter an,
deren zwei Töchter kurz zuvor an Diphterie gestorben waren.
Um dieser Frau nicht auch noch den Ort der Trauer zu nehmen,
wurde das Gelände von Friedhof und Kirche kein Opfer der Wismut.
Die ersten Truppen, Alliierten, Befreier oder wie auch immer,
welche am 16. April 1945 in Sorge-Settendorf eintrafen, waren die Amerikaner.
Erst am 3.Juli 1945 wurden wir ein zweites Mal, diesmal von den Russen "befreit".
Wer nun glaubte, daß mit dem überstandenen Weltkrieg das Schlimmste vorbei war, lag-
wenigstens in Sorge-Settendorf ziemlich daneben.
Zerstörungen durch Kriegseinwirkungen gab es hier nicht,
die Zerstörung kam erst nach dem Krieg, als 1950 auf der Suche nach Uranerz,
die SAG Wismut (später SDAG) auch im Raum Sorge-Settendorf fündig wurde.
Es wurden ohne Rücksicht auf irgendwelche Eigentumsverhältnisse
Bereiche abgesteckt, wo später Uranerz gefördert wurde.
So verschwand 1951 der Ortskern von Sorge-Settendorf mit 21 Häusern, darunter 3 Gaststätten,
ein Fuhrgeschäft, Schmied, Glaserei, Landwirte.
Vielleicht sollte man sogar dankbar sein, weil der halbe Ort geblieben ist.
Andere Dörfer hatten nicht soviel "Glück". So verschwand Katzendorf und Culmitzsch
komplett von der Landkarte.
Die Kirche von Sorge, eine Aufnahme aus den 40-er Jahren.
Dieses Aufnahme von 1950/ 51 zeigt die Kirche von Sorge und links davon einen Wasserturm der Wismut.
Und da die Arbeiter auch irgendwo wohnen mussten, wurde vom
Landkreis Greiz sogar eine
"Außenstelle Wohnungswesen" in Sorge-Settendorf eingerichtet.
Die folgenden Aufnahmen wurden vom ehemaligen Sorge-Settendorfer Johannes Weiser in mühevoller Kleinarbeit
zusammengetragen und im Jahr 2007 in der Kirche von Sorge-Settendorf der Öffentlichkeit präsentiert.
Sie zeigen die Häuser und Gehöfte, welche Anfang der 50-er Jahre dem Abbau von Uranerz durch die SDAG Wismut zum Opfer fielen.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die zur Verfügung gestellten Fotos und Informationen.
Eine von Johannes Weiser für die Ausstellung in der Kirche gestaltete Tafel
Blick von Haus 1 (Johannes Weiser) Richtung Dorfmitte im April 1951, mit x gekennzeichnet sind Schürflöcher
3 Haus Paul Schumann
4 Haus Albert Stecher
5 Haus Hartmann, vorher Louis Uhlemann
6 Haus Franz Stecher, später Kühl und Schaller (Else Kühl geb. Stecher)
7 Haus Helmut Böttger
Gasthaus Sorge-Settendorf, eine Aufnahme aus den 40-er Jahren
Selma Schumann mit Enkellinnen
Hochzeit von Elfriede und Oskar Leske
Die letzte Generation des Gasthaus Sorge-Settendorf, auf der Decke Margitta und Annette Leske
Familie Paul Schumann
Haus Paul Schumann gemalt von Anton Hahn & Sohn, Langenleuba- Niederhain, um 1920
Der Gasthof Sorge-Settendorf beim Abbruch 1951. Saal, Kastanie, Linde und Zaun sind schon weg
Abriss des Saales vom Gasthaus Sorge-Settendorf
Nr. 4: Haus von Albert Stecher
Albert Stecher
Albert Stecher auf seinem Motorrad
Nr. 5: Haus Hartmann, vorher Louis Uhlemann
links Anna Scheil, Umsiedlerin aus Pommern, rechts Liselotte Hartmann
Elsa Uhlemann bei einem ihrer letzten Nachbarbesuche,
uns als Kindern als "Alte Ella" bekannt
Nr. 6: Haus Franz Stecher, später Kühl und Schaller
Haus Franz Stecher, später Kühl und Schaller
Familie Stecher
Franz Stecher, Kirchendienst und Glöckner
Nr. 7: Haus Helmut Böttger
Helmut Böttger mit Frau Liesel und den beiden ältesten Töchtern
Haus Helmut Böttger gemalt von Anton Hahn & Sohn, Langenleuba- Niederhain, um 1920
Helmut Böttger, Bauer und Hausschlachter mit seinen Pferden
Gehöft Böttger beim Abbruch im Frühjahr 1951
von hier (roter Punkt) entstand das folgende Foto:
Förderanlage der SDAG Wismut
Nr. 8: Gemeindehaus, Max Wagner
Nr. 9: Haus Helmut Oschatz
Helmut Oschatz mit Handwagen beim Grünfutter holen
Nr.10: Haus Hermann Schramm
Haus Hermann Schramm
Nr. 11: Bauer Barth
Gasthof z.d. Drei Grenzen Sorge bei Culmitzsch
Besitzer Franz Kuhn, um 1910
Gasthof zu den drei Grenzen, Sorge über Greiz
Der Wirt vom "Gasthof zu den drei Grenzen" Erwin Rohleder mit Tochter Hertha, dahinter der Schmied Herbert Bürger und sein Bruder Erich,
daneben Ilse Strobel und..., im Hintergrund Turnplatz und Schmiede
Blick von Haus 7 (Haus Helmut Böttger) Richtung Haus 12(Gasthof 3 Grenzen), April 1951
Blick von Haus 18 (der Glaserei Glaserei Paul Neudeck) Richtung Haus 12 (Gasthof 3 Grenzen), März 1951
Richtfest ca. 1946 bei Alfred Förster
Nr.13: Haus Alfred Förster
Auto-Fuhr-Geschäft Familie Alfred Förster Sorge-Settendorf
Alfred Förster, Magirus
Ruth, Johannes, Erich und Ilse Förster
Kurt Martin und Familie
Familie Martin
Familie Martin
Hochzeit von Elfriede Martin, auf dem Wagen Erich Wunderlich
Familie Martin
Haus von Familie Robert Händel
Frieda und Robert Händel
Familie Händel
Familie Händel
Nr.16: Haus vom Bauern Martin Bräunlich
Elsa und Martin Bräunlich
Nr.17: Haus von Ernst Strobel auf dem Bild Ilse Strobel
Glaserei Paul Neudeck
Glaserei Neudeck, links die Gemeindeanschlagtafel
Glaserei Neudeck
Paul Neudeck
Bau- und Möbeltischlerei und Glaserei
"Ausführung aller ins Fach einschlagenden Arbeiten"
Familie Otto Neudeck
Gasthaus "Zur schönen Aussicht"
Nr. 19: Gasthaus zur schönen Aussicht und Bäckerei Max Herold
Nr.11: Barth
Nr.12: Edwin Rohleder, Gasthof zu den 3 Grenzen
Schmied und Lebensmittelhändler Herbert Bürger und sein Bruder Erich (Mitte)
Erwin Rohleder mit Tochter Hertha (Links)
rechts Ilse Strobel und..., im Hintergrund Turnplatz und Schmiede
Gotthard Bürger am Eingang der Schmiede
Haus von Richard Prager
Bauer und Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Sorge-Settendorf
Kurt Prager mit Frau Alma und Mutter Hulda sowie die Töchter Emmi und Lissy
Richard Prager mit seinem Pferdefuhrwerk
13: Alfred Förster
8: Max Wagner, Gemeindehaus
12: Edwin Rohleder, Gasthof 3 Grenzen
9: Helmut Oschatz
11: Barth
10: Hermann Schramm
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